Ich würde derzeit die SPD wählen und zwar aus folgenden Gründen:
- Die großspurigen Äußerungen der Union vor der Wahl als sie sich als die ungerechtfertigt abgewählten bzw. nur knapp unterlegenen Profis positionieren wollten haben sich wie von mir erwartet als leere Phrasen herausgestellt. Sie sind keineswegs geschlossener oder professioneller als die Regierung zuvor, dafür schießen jetzt auch wieder die Länderfürsten aus reinen machtpolitischen Gründen gegen ihre eigene Kanzlerin quer. Wenn man allein nur den vor der Wahl umhertösenden Stoiber nimmt, so sieht man nun das Jammertal, dass er wegen einer Nichtigkeit sich selbst eingebrockt hat und sich nun auch noch immer mehr verzweifelt in Hoffnung auf Besserung gleichzeitig für und gegen die große Koalition stellt.
- Die Grünen haben ohne ihre Gallionsfigur Joschka Fischer die Bodenhaftung wieder verloren und verlieren sich in vielen Richtungskämpfen, wie die grüne Partei nach Fischer auszusehen hat, vernünftige Konzepte sind dabei leider nicht mehr, vom Realitätsbezug her ganz zu schweigen, sie schweben nun wieder auf ihren grünen Wolken und fühlen sich durch Landtagswahlen bestätigt, bei denen sie eher aus Ratlosigkeit denn aus handfester Überzeugung brillieren konnten. Grün in Ehren, aber für mich muss sich diese Truppe erst wieder sammeln nachdem sie ihren genialen Anführer verloren hat.
- Die FDP ist alles und nichts zugleich, Guido Westerwelle der ewige Möchtegernsteuersenker entgegen aller Verenunft und hauptsächlich aus reiner Profilsucht gegen alles was irgendwie unbequem wirkt. Eigene Positionen werden nach Gutdünken und Windrichtung betont oder verschleiert. Die ursprünglich äußerst liberale Idee der FDP ist übrigens auch nicht ganz mein Fall. Fast ganz ohne Reglements geht es meiner Meinung nach nicht.
-Die Linke ist ein einziger Machtkampf der alten PDS die nur im Osten wirklich stark sein kann (ausser da, wo sie Verantwortung übernehmen müssen und sich der Realität stellen müssen) und der jungen Linken, die allesamt abenteuerliche Ziele haben, die zwar gut klingen, aber mehr auch nicht. Realistisch gesehen jedenfalls kaum durchzusetzen und deswegen auch zu Recht von großen Parteien kaum ernst genommen.
- Rechte Parteien als überzeugter Demokrat grundsätzlich nicht. Keiner soll sagen, er wüßte nicht, wofür diese Parteien stehen, die zu wählen ist kein Protest sondern reine Dummheit!
- Übrige Parteien wie Graue Panther, PBC usw. sind mindestens ebenso realitätsfern wie winzig, die Programme scheinen Zeiten zu entstammen, die mit dem heutigen Leben kaum Gemeinsamkeiten haben, bzw. sind einfach nicht ernst zu nehmen.
Und nun nochmal zur SPD, die ich ja wie gesagt auch jetzt wählen würde:
- Die SPD steht trotz Hartzreformen und Arbeitslosengeldkürzungen trotzdem noch für eine Form der Politik, mit der das soziale nicht ganz so stark aufgegeben wird, wie es Union und FDP gerne möchten, also den Sozialstaat fast zu einem Privatvorsorgestaat umzubauen. Klar ist auch bei der SPD nicht realistisch zu erwarten, dass sie den Sozialstaat der 50er Jahre retten können, aber zumindest werden sie meiner Ansicht nach nicht die privaten Vorsorgemaßnahmen derart bedingungslos voller Überzeugung ausrufen, wie es die Union fordert und damit den gesunden und vermögenden hauptsächlich die Sicherheiten geben.